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Montag, 12. August 2013

Markus Zusak – Die Bücherdiebin

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Meisterwerk – Ich habe geträumt, geweint, gelacht und geliebt


Ich kann es vorweg nehmen. Dieses Buch zählt zu meinen Lieblingsbüchern. Es ist die Geschichte der kleinen Liesel – der Bücherdiebin. Doch Zusak erzählt die Geschichte aus der Perspektive des Todes. Keines sensenschwingenden Unheilbringers, sondern eines Todes, der das Deutschland im dritten Reich interessiert und betroffen erlebt. Und wie kann man von ihm verlangen, zu verstehen, zu begreifen, was dort geschieht, wenn das doch nicht einmal den Menschen selbst gelingt. Nicht damals und bis heute nicht.
Es ist das Jahr 1943 und der Tod ist erschöpft und müde und zum Teil auch frustriert. Aber er trifft Liesel Meminger, sieht sie, versteht sie und berichtet rückblickend über ihr Leben.

Der Australier Zusak schreibt eine Geschichte über das Deutschland zur Nazizeit. Und er tut dies auf eine Weise, die ich unvergleichlich finde. In einer kraftvollen Sprache beschreibt er Unvorstellbares. Liebevoll und einfühlsam zeichnet er seine Charaktere und vermittelt damit einen Reichtum an Gefühlen und Hintergrundwissen, wie es kein Geschichtsunterricht und keiner der großen Hollywoodfilme vermag. Zusak macht das Unmöglich möglich, indem er den Leser mitnimmt in eine bayerische Kleinstadt und ihn teilhaben lässt am alltäglichen Leben. Es ist Liesels Pflegevater, der einen Juden über Monate in seinem Keller versteckt. Er ist kein Schindler, der unzähligen Menschen zur Flucht verhilft. Er ist ein einfacher Malermeister, der einen einzelnen Menschen rettet.
Es geht in diesem Buch um die große Frage, die wir uns immer wieder stellen. Wie konnte das alles passieren? Was haben die Menschen in Deutschland getan? Haben sie tatsächlich von allem nichts gewusst? Wollten sie es nicht wissen?
Zusak wendet sich Einzelschicksalen zu. Der deutschen Familie am Abendbrottisch. Den Eltern, den Kindern – den Menschen, bei denen das Brot nicht reichte. Dem Malermeister, der seine Arbeit verlor. Seiner Frau, deren Dienste in den Haushalten anderer Leute nicht mehr gebraucht wurden, als das Geld knapp wurde. Liesel, die lesen wollte und Bücher stahl.

Sie alle haben versucht zu überleben und dabei das Richtige zu tun.
Zusak entwirft für uns Bilder dieser Menschen, die ungewöhnlich sind. Er tut dies in einer brillanten Sprache. Unaufgeregt, aber mit Sätzen, die einfach nur zum Weinen schön sind. Niemals bietet er floskelhafte Ermahnungen. Niemals hebt er den Zeigefinder. Immer trifft er die Stimmung der Szene.

Kurzum: Markus Zusaks Bücherdiebin hat mich verzaubert.

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