Diesen Blog durchsuchen

Dienstag, 27. August 2013

Rainer Wekwerth - Das Labyrinth jagt dich





 

 

 

 

 

 

Von Liebe und Freundschaft, von Angst und Tapferkeit und Mut


Es ist dem Verlag nicht vorzuwerfen, nicht gewarnt zu haben vor den Risiken und Nebenwirkungen, die dieses Buch mit sich bringt. Der Titel sagt alles „Das Labyrinth jagt dich“ – und er ist unbedingt wörtlich zu verstehen.

Wer meint, er könne das Buch in die Hand nehmen und dann und wann wieder zur Seite legen, um zu arbeiten, zu essen oder gar zu schlafen, der lasse es darauf ankommen. Mir ist dies nicht gelungen.

Wo Band 1 der Trilogie mit Spannung überzeugt, die aus einem ganz und gar rasanten Schreibstil resultiert, brilliert der zweite Band mit einer so einzigartigen Geschichte, wie sie mir nur selten begegnet ist. Mit diesem Folgeband gelingt dem Autor etwas, das nur wenige schaffen. Ohne Frage übertrifft dieser Teil den Anfang der Geschichte bei weitem. Er stellt ihn in den Schatten, verweist die Beschreibung der ersten beiden Welten auf die Plätze und schafft wieder etwas ganz Neues, etwas absolut Unerwartetes.

Nur die ersten fünf Sätze zu lesen, reichte aus, und ich war dieser Geschichte völlig ausgeliefert. Sie nahm mich gefangen, jagte mich bis zur letzten Seite und lässt mich bis heute nicht mehr los. Es ist eine große Geschichte, die da erzählt wird. Von Freundschaft, von Liebe, von Tapferkeit, von Mut und von Angst. Von der Frage, ob man auch tapfer sein kann, wenn man Angst hat. Und von der Antwort auf diese Frage, dass dies der einzige Augenblick ist, in dem man wahrhafte Tapferkeit beweisen kann.

Habe ich Band 1 noch als einen Glücksgriff bezeichnet, der selten genug vorkommt, wenn man als Erwachsener den Griff ins Jugendbuchregal wagt, so hält der zweite Band dieses Versprechen und übertrifft alle Erwartungen. Jeder neue Satz, jedes weitere Wort lässt uns mehr vergessen, dass es eine Geschichte ist, die wir lesen. Wir fiebern, wir bangen, wir haben Angst. Um unsere Lieblinge, um die Figuren, deren Schicksal wir verfolgen. Im ersten Band zeigte sich der Autor gnädig, in diesem Teil schlägt er zu. Das Labyrinth schlägt zu und raubt uns die, die wir zu gern noch weiter begleitet hätten. Und dennoch: Jeder, der von der Bühne abtritt, erhält den Respekt, der ihm gebührt. Keiner wird der Spannung wegen geopfert, niemals ist der Autor nur um des Effekts willen grausam. Er erzählt die Geschichte so, wie sie erzählt werden muss. Ich denke, diese Kunst beherrschen nur wenige Geschichtenerzähler – Rainer Wekwerth gehört für mich ganz klar dazu.

Ich habe schon viel gelesen und werde das auch weiterhin tun. Aber es gibt nur selten Bücher, bei denen ich die letzte Seite umschlage und mich frage, wie es nun weitergehen soll. Welches Buch ich nun lesen werde. Weil ich eigentlich gar keines lesen möchte. Und auch nicht tun werde. Nicht heute und morgen auch nicht. Weil es nicht geht. Weil keines dem Vergleich standhalten könnte. Später vielleicht - jetzt nicht. Das ist das größte Kompliment, dass ich einem Buch machen kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen