Beängstigend spannende Unterhaltung
Vier Tote bei einem Überfall auf eine Bohrinsel. Der Spiegel
der Nordsee steigt, die Einwohner der Orte nahe am Meer müssen evakuiert
werden. Der Umweltjournalist Nick hilft seiner Mutter bei ihrem Umzug. Die
Botschaftsangestellte Emma findet eine hochbrisante Akte und kommt der Ursache
der verheerenden Umweltkatastrophe auf die Spur. Sie wird daher von mächtigen
Gegnern gejagt und versucht, mit Nicks Hilfe ihr Leben zu retten.
Der Debütroman des Autors hat alles, was ein ordentlicher
Thriller braucht. Da gibt es Verschwörungen, politische Hintergründe,
Geheimdienste, Verfolgungsjagden, und eine intelligente Auflösung. Bereits beim
Lesen des Prologs hat mich der Roman gefesselt – was bemerkenswert ist, weil
ich überhaupt nicht auf diese Art von Thrillern stehe. Jedoch vermag der Autor
so spannend zu schreiben, dass ich von Seite zu Seite weiterlesen musste. Der
Spannungsbogen wird bis zur Schmerzgrenze ausgereizt, das Ganze gipfelt in
einem dramatischen Finale. Die Auseinandersetzung mit der Thematik finde ich
bemerkenswert. Da wird eine Umweltkatastrophe geschildert, die so real erzählt
ist, dass man fast vergisst, eine fiktive Geschichte zu lesen. Was da in einen
Thriller verpackt wurde, ist so beängstigend, dass man nicht umhin kommt,
darüber nachzudenken, wie man selbst entscheiden würde, wäre man in der
Situation, in der sich die Protagonisten befinden. Darüber hinaus ist die Story
so realitätsnah, dass man jederzeit damit rechnen muss, morgen das in der
Tagespresse zu lesen, was sich hier ein Autor in seiner Phantasie ausgemalt
hat.
Leider ist das für mich jedoch auch ein Manko des Buches.
Die Geschichte ist im Jahr 2052 angesiedelt – und genau das hätte es meiner
Ansicht nach nicht gebraucht. Da wird der Leser an Umweltprobleme erinnert, die
auch heute schon vorstellbar sind. Die so realitätsnah sind, dass sich vor
Grauen die Nackenhaare aufstellen. Dass die Politik in fast 40 Jahren noch
immer nichts dazu gelernt hat, leuchtet mir ein. Dass sich jedoch hinsichtlich
Wissenschaft und Technik in dieser Zeit kaum etwas weiterentwickelt hat, mag
mir nicht in den Kopf – und zerstört daher ein wenig die Illusion.
Auch schlich sich an einigen Stellen ein leichtes Grinsen
über meine Lippen. An Stellen allerdings, die der Autor mit Sicherheit nicht
humorvoll gemeint hat. Ich meine damit die Situationen, in denen die Protagonisten
für mein Empfinden einfach nicht glaubwürdig handeln. Da zieht der
Umweltjournalist Nick ohne großes Nachdenken Schlüsse, an denen sich seit
Jahrzehnten Wissenschaftler die Zähne ausbeißen. Da stellt sich die
Botschaftsangestellte Emma an die Steuerzentrale der Bohrinsel und manipuliert
zielsicher die passenden Einstellungen. Ja, vielleicht wurde an einigen wenigen
Stellen die Story ein wenig zu „passend gemacht“. Aber egal, darüber kann man
hinweglesen, denn ich habe mit den Protagonisten mitgefiebert und wäre den Antagonisten
am liebsten selbst an die Gurgel gegangen, um ihnen ihr widerliches Handwerk zu
legen. Kurzum, ich fühlte mich gut unterhalten. Und nur darauf kommt es
manchmal an!
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