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Dienstag, 3. September 2013

Jojo Moyes – Ein ganzes halbes Jahr






















Eine bittersüße Liebesgeschichte - bewegend und mutig


Es ist die Geschichte von Lou und Will. Lou ist 27 und hängt in einem Leben fest, dass nicht ihres zu sein scheint. Will geht es ähnlich. Er ist behindert.

Lou wohnt noch bei ihren Eltern, kellnert in einem Café und ist scheinbar zufrieden. Will ist das überhaupt nicht. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann, bevor ihn ein Unfall ans Bett fesselte. Im Rollstuhl sitzend den Tag verbringen zu können, stellt schon eine große Ausnahme dar. Seine Eltern suchen jemanden, der ihn betreut.

Woran erinnert uns das? Mir jedenfalls drängte sich sofort der Vergleich mit „Ziemlich beste Freunde“ auf. Diesmal nett verpackt als Geschichte einer Liebe unter Extrembedingungen, dachte ich.

Die schlechte Nachricht: Ja, genau so ist das.

Die gute Nachricht: Ja, genau so ist das.

Lou nimmt den Job an, widerwillig zwar, aber sie tut es. Weil sie in Not ist, weil die Kleinstadt kaum etwas anderes zu bieten hat, nachdem sie den Kellnerjob verliert.

Sie möchte Will eigentlich keine Gesellschaft leisten müssen, braucht aber das Geld. Will duldet ihre Anwesenheit nur widerwillig, kann sich aber ob seiner Situation nicht wirklich dagegen wehren. Es kommt, wie es kommen muss. Sie zicken sich eine Weile an. Er wird immer unausstehlicher, sie immer hilfloser. Es dauert seine Zeit, bis sich die beiden aneinander gewöhnt haben. Bis sie sich aufeinander einlassen, sich so nah kommen, wie es nur möglich ist.

Bis – ja bis Lou erfährt, warum sie eingestellt wurde, was das Ziel dieser ganzen Sache ist.

Es ist uninteressant, dass dieses Buch ein Spiegelbestseller war oder ist. Es ist auch nicht wichtig, dass der Klappentext so nichtssagend ist, wie es nur geht.

Diesen Roman halte ich für unbedingt lesenswert. Uns wird eine zauberhafte Liebesgeschichte präsentiert – doch das ist nicht alles. Es geht um die Liebe, um Freundschaft, um die Frage, wie weit Freunde gehen dürfen. Es geht um die Möglichkeit, sich Würde und einen freien Willen zu bewahren. Es ist das Leben selbst, was dieses Buch beschreibt.

Mir sind nicht viele Autoren bekannt, die mit derart leichter Hand ein so unglaublich schwieriges Thema verarbeiten können. Denen es gelingt, mit lakonischer Sprache ein Leben zu beschreiben, welches wir uns in den meisten Momenten nicht einmal vorstellen möchten.

Sprachlich gibt es noch Potenzial nach oben, jedoch wirkt der einfache Stil auf mich nicht störend. Im Gegenteil: Ich empfinde es eher erfrischend, dass hier jemand schreibt, der es nicht darauf anlegt, aufgrund der Schönheit seiner Worte in Erinnerung zu bleiben. Es ist vielmehr die Geschichte selbst, die nach nur wenigen Seiten ins Herz trifft. Und noch einmal – ja, es ist eine Liebesgeschichte, bei der ich lachen und weinen musste, zutiefst berührt war und die mich dennoch sehr glücklich gemacht hat.

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